Am 8. Mai 2025 jährte sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 80. Mal – ein bedeutendes Datum für unsere Demokratie, unsere Stadt und unser Selbstverständnis als engagierte Bürger*innen. Unter dem Motto „Ich bin… Zukunft braucht Erinnerung“ wurde dieser Tag im und um das Alte Rathaus Bielefeld mit einem beeindruckenden und vielseitigen Programm gefeiert.
Auch einige von uns von der Wähler*innengemeinschaft Lokaldemokratie Bielefeld waren vor Ort – und wir möchten Eindrücke und Gedanken von diesem besonderen Abend teilen.
Ein Abend der Vielfalt – Erinnerung neu gedacht
Schon beim Betreten des Alten Rathauses wurde deutlich: Hier ging es nicht um Gedenkrituale allein – sondern um aktive Erinnerung, um kreative Impulse, um das Mitgestalten einer demokratischen Zukunft. Auf mehreren Etagen begegneten sich Musik, Theater, Poetry Slam, VR-Erlebnisse, Ausstellungen und Gespräche. Rund 40 Initiativen, Vereine und Gruppen zeigten in einer offenen Messe, wie lebendig Erinnerungskultur und demokratisches Engagement in Bielefeld sind.
Ein besonders starkes Signal: Die Veranstaltung richtete sich gezielt an Jugendliche und junge Erwachsene. In Zeiten, in denen rechte Kräfte Geschichte verfälschen und demokratische Prinzipien infrage stellen, war das ein deutliches Zeichen: Erinnerung ist kein Rückblick – sie ist Teil unserer Gegenwart und Zukunft.
Ein politischer Impuls – Vortrag von Prof. Dr. Herfried Münkler
Bereits am Nachmittag sprach der renommierte Politikwissenschaftler Herfried Münkler im Neuen Rathaus über die Frage „Wie Kriege enden und Friedenszeiten beginnen“. In seinem Vortrag spannte er den Bogen von historischen Friedensschlüssen bis zu den heutigen Konflikten – insbesondere in der Ukraine und in Gaza.
Klar und deutlich formulierte Münkler seine These: Es gibt keine einfachen Lösungen – kein „Patentrezept“ für Frieden. Besonders warnte er davor, einem trügerischen „Frieden um jeden Preis“ nachzugeben, der Diktatoren in aller Welt in die Hände spielen würde. Seine Botschaft war unbequem, aber wichtig: Frieden muss gestaltet werden – und darf nicht zur Kapitulation werden.
Oberbürgermeister Pit Clausen betonte in seiner Rede, wie fragil Frieden heute sei. Was für ihn in seiner Jugend selbstverständlich war, nämlich in Frieden und Freiheit zu leben, sei es längst nicht mehr. Umso wichtiger sei es, gemeinsam für Demokratie, Menschenwürde und Solidarität einzustehen – auch und gerade als Bürger*innen vor Ort.
Für ein friedliches Miteinander – in Bielefeld und darüber hinaus
Die Veranstaltung zeigte: Erinnerung ist nicht Vergangenheit. Sie ist gelebte Verantwortung. In einer Welt, die aus den Fugen zu geraten scheint, brauchen wir Orte und Anlässe wie diesen, um uns zu vergewissern, wo wir stehen – und wohin wir gemeinsam wollen.
Das war ein mutmachender, bewegender und politisch relevanter Abend.
Lasst uns dranbleiben. Demokratie beginnt vor Ort – und sie lebt vom Mitmachen. Auch bei uns.
📸 Impressionen des Abends
Jugendsinfonieorchester der Musik- und Kunstschule Herfried Münkler Eröffnung Omas gegen Rechts Stolperstein Initiative Deutsch-Ukrainische Gesellschaft Der Schlüssel der Alten Syngoge in der Turnerstraße (zerstört in der Pogromnacht)
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