Ursprungsantrag der CDU: https://anwendungen.bielefeld.de/bi/vo0050.asp?__kvonr=41123
Unser Ergänzungsantrag:


Rede von Michael Gugat:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Kolleg*innen,
lassen Sie mich zunächst einige Worte der Wertschätzung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der “Erzieherischen Hilfen” im Jugendamt sagen. Sie leisten tagtäglich unglaublich anspruchsvolle und herausfordernde Arbeit – oft an der Belastungsgrenze. Ihr Einsatz für Kinder, Jugendliche und Familien in schwierigen Lebenslagen ist von unschätzbarem Wert. Sie stehen jungen Menschen in akuten Krisen zur Seite, vermitteln dringend benötigte Hilfen, koordinieren Unterbringungsmaßnahmen und setzen sich für den Kinderschutz ein – und das unter wachsendem Druck, zum Teil in körperlicher Gefahr und in Bedrohungslagen, mit immer komplexeren Fallkonstellationen und oftmals unterbesetzten Teams. Es ist ein Berufsfeld, das nicht nur Fachwissen und Flexibilität erfordert, sondern auch eine immense psychische Belastbarkeit. Diese Kolleginnen und Kollegen sind es, die das System am Laufen halten – und sie verdienen unsere volle Unterstützung.
Wir begrüßen, dass mit dem vorliegenden Antrag der CDU das Jugendamt in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt. Ohne Frage ist der Fachkräftemangel eine ernstzunehmende Herausforderung. Doch um das Jugendamt wirklich krisenfest zu machen, müssen wir weiterdenken. Es reicht nicht, nur neue Fachkräfte zu gewinnen – diese müssen auch langfristig gehalten werden. Und vor allem müssen wir die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen im Blick haben, die unter den ständigen Personalwechseln leiden.
Unsere Ergänzungen setzen genau hier an. Wir fordern gezielte Maßnahmen zur Fachkräftebindung – durch Anreize, Entlastung in der Einarbeitung neuer Kolleg*innen und bessere Arbeitsbedingungen. Wer dauerhaft gute Arbeit leistet, verdient Anerkennung und Wertschätzung – nicht nur in Worten, sondern auch in Form von strukturellen Verbesserungen.
Ein weiteres großes Problem sind die fehlenden Unterbringungsmöglichkeiten für betreute Jugendliche. Es reicht nicht aus, nur mehr Personal einzustellen, wenn es zu wenige Plätze gibt, um den Hilfebedarf adäquat zu decken. Daher schlagen wir vor, dass die Stadt Bielefeld den Ausbau kommunaler Jugendhilfeangebote forciert und insbesondere die intensivpädagogischen Maßnahmen erweitert. Ohne diese strukturellen Verbesserungen werden die Mitarbeiter*innen weiterhin wertvolle Arbeitszeit in langwierige Platzsuchen investieren müssen – Zeit, die eigentlich für die Arbeit mit den Jugendlichen gebraucht wird. Denn das ist das, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selber sagen: Sie verwenden einen viel zu großen Teil ihrer Arbeitszeit darauf, geeignete Plätze für die Kinder und Jugendlichen zu finden, zum Teil auch außerhalb der Stadtgrenzen.
Zusammenfassend sagen wir: Personalgewinnung ist wichtig, aber Personalbindung und bessere Strukturen sind genauso essenziell. So entlasten wir das Jugendamt nicht nur kurzfristig, sondern machen es langfristig zukunftsfähig. Es ist eine politische Entscheidung, die erkannten Defizite im Jugendhilfebreich endlich entschlossen anzugehen.
Vielen Dank.
Ergebnis: Verweisung in den Finanz- und Personalasuschuss
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